Seit 2014 gibt es im Hochtaunuskreis Integrationslotsinnen und -lotsen und genauso lange ist Sofia Nurhosien mit von der Partie, zunächst als Lotsin, dann als koordinierende Lotsin beim Internationalen Bund (IB). Seit Sommer 2018 ist sie beim IB als Teilzeitkraft für mehrere Projekte zuständig, unter anderem auch für die hauptamtliche Koordinierung der momentan 18 Lotsinnen und Lotsen.
Der Wunsch zu lächeln
Gerne erinnert sich Sofia Nurhosien an ihren ersten Lotseneinsatz: Ein junger Mann aus einem arabischen Land war froh, in ihr eine Übersetzerin gefunden zu haben, denn er suchte dringend einen Zahnarzt. Wegen seiner schlechten und verwachsenen Zähne traute er sich nicht zu lächeln. Zunächst war der Schock beim Zahnarzt groß, war das Abschleifen und Überkronen der Zähne viel zu teuer für den jungen Mann. Doch der Zahnarzt bot an, die Behandlung kostenlos durchzuführen. Dann wollte er dem jungen Mann gerne noch einen weiteren Wunsch erfüllen. Sofia Nurhosien traute sich zunächst nicht, von dessen Traum eines Laptops zu erzählen, damit er so besser mit Onlineprogrammen Deutsch lernen könne. Doch der Zahnarzt ermunterte sie und überreichte zum letzten Behandlungstag auch noch einen Laptop. Inzwischen hat der junge Mann aufgrund seiner nun guten Deutschkenntnisse eine Festanstellung als Fliesenleger und schenkt Sofia Nurhosien immer sein schönstes Lächeln, wenn sie sich in der Stadt begegnen. „Das war ein toller Auftakt für mich und ich freue mich über diese Erfolgsgeschichte“, sagt sie.
Entwicklungen im Projekt
Entstanden war das Lotsenprojekt beim IB, als die frühere Projektleiterin feststellte, dass es mit Sprachkursen für Zugewanderte und Geflüchtete allein nicht getan ist. Es fehlten vor allem niedrigschwellige Beratungsangebote und da passte das WIR-Lotsenprojekt optimal. Getragen und unterstützt vom politischen Willen im Landkreis, der Stadt und auch vom IB selbst nahmen inzwischen über 80 Personen an den Qualifizierungen teil. „Oftmals diente die Qualifizierung auch dazu, selbst besser in der neuen Heimat anzukommen“, erinnert sich Sofia Nurhosien, haben die Teilnehmenden doch alle einen Migrationshintergrund. Inzwischen ist die Vorgabe, mindestens Deutsch mit B2-Niveau zu sprechen.
Sofia Nurhosien stammt aus Äthiopien und kam als Teenager nach Deutschland. Nachdem ihr drittes Kind im Kindergarten war, wollte sie sich ehrenamtlich engagieren. Das daraus inzwischen eine Arbeitsstelle wurde, davon hat sie nicht zu träumen gewagt. Doch Projektleiterin Zrinca Galic-Bilic will auf ihre Mitarbeit nicht verzichten, „schließlich ist sie die ideale Multiplikatorin für das Lotsenprojekt“. Denn seit vielen Jahren engagiert sich Sofia Nurhosien auch im Ausländerbeirat und hat so viele Kontakte zu migrantischen Organisationen und den Behörden in der Stadt. Die Ansprache von neuen Teilnehmenden für die Lotsenkurse fällt ihr leicht und inzwischen melden sich Interessenten direkt bei ihr. „Wir haben bereits zehn Zusagen für den nächsten geplanten Kurs“, freut sie sich.