Skip to content
Kompetenzzentrum Vielfalt
Gute Beispiele

Dreieich: Eltern ins Boot holen

Auslöser für das Projekt „Elternlotsen Dreieich“ war eine Unzufriedenheit im Team des evangelischen Kindergartens im Ortsteil Sprendlingen. Es hat festgestellt, dass es mit seiner klassischen Kita-Arbeit die Familien nicht mehr so gut erreichten. Der Familienalltag hatte sich gewandelt. Da kam 2005 das Projekt des Kreises Offenbach „Wir nehmen alle mit“ gerade recht. Ein Baustein des Projekts waren die Idee der Elternlotsen und das passte.

Doch schon bald zeigten sich auch Schwächen. Denn die frisch zertifizierten Elternlotsinnen – ausschließlich Frauen mit Migrationsgeschichte – fühlten sich schnell allein gelassen und beendeten zum Teil ihr Engagement. Erst mit dem Folgeprojekt des Kreises, „Familienwerkstatt“ von 2011 bis 2013, das auch eine Einrichtung einer 50-Prozent-Stelle zur Qualifizierung und Koordination vorsah, nahmen die Elternlotsinnen wieder Fahrt auf. Veronika Martin, seit 2006 Begleiterin des Projekts, hat diese Qualifizierungs- und Koordinierungsfunktion seitdem inne, auch wenn die Weiterfinanzierung immer wieder mal unsicher ist.

Verstetigung des Projekts

Bei den Qualifizierungen ist es Veronika Martin besonders wichtig, dass die Teilnehmerinnen ihre eigenen Erfahrungen einbringen können und dass diese wertgeschätzt werden. „Daraus lässt sich gut erschließen, wer welche Stärken und Kompetenzen hat und in welchem Bereich die Frauen tätig werden können und wollen.“ Da gibt es die Treffen in den Elterncafés, Engagement im Gesundheitsbereich, rund um Bildung und Erziehung …

Oft wird das Team auch angefragt, mit einem internationalen Büffet Veranstaltungen zu unterstützen, so ist es quasi in aller Munde! Ansonsten macht es mit der Präsenz in den Elterncafés, bei Einschulungsveranstaltungen, über die Presse, Homepage und Flyern auf die Lotsentätigkeit in Dreieich aufmerksam.

Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda durch aktive Frauen der wichtigste Kanal ist, wenn es darum geht, neue Elternlotsinnen zu gewinnen. Aber auch die direkte Ansprache in den Kitas und Schulen ist immer wieder erfolgreich. Eine gute Durchmischung der Lotsinnen-Teams ist für Veronika Martin das Rezept für erfolgreiche Lotsentätigkeit. So achtet sie darauf, dass Neulinge und Erfahrene aus unterschiedlichen Herkunftsländern sich in den Teams vereinen.

Integration hat viele Gesichter

Für den letztjährigen Adventsmarkt hatten auch viele muslimische Frauen eifrig gebastelt und die Produkte auf dem Markt verkauft. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie dieses Fest besuchten und die besondere Atmosphäre kennenlernten. Sie freuen sich schon auf das nächste Mal. „Das ist gelebte Integration, doch leider konnten wir dieses Engagement unserer Lotsinnen nicht abrechnen.“ Da wünscht sich Veronika Martin öfter mal einen etwas freieren Umgang mit den Richtlinien des Landes, denn Kochkurse oder Faschingsfeiern können in der Regel auch nicht geltend gemacht werden.

Ein Highlight in der Lotsentätigkeit war die gemeinsame, einwöchige Fahrt nach Berlin, um sich dort unter anderem mit einem Bundestagsabgeordneten zu treffen. „Wir waren dann mal weg vom Alltag und haben gemeinsam viel erlebt“, erinnert sich Veronika Martin gerne. Aber auch die Interkulturellen Wochen sind jedes Jahr immer wieder ein Ausbrechen aus dem Alltag, weil dann besonders schöne Projekte und Begegnungen entstehen. „Doch das Allerbeste ist, wenn im Verlauf der Lotsinnen-Tätigkeit die Veränderungen der Frauen festzustellen ist, wie sie immer selbstbewusster und selbstständiger werden und stärker mitten im Leben stehen.“